Der kanadische Künstler Jeff Wall inszeniert in seinen Werken in einem subtilen Zusammenspiel aus spezifischen Orten und pointierten Figurentypen grenzwertige Situationen der alltäglichen menschlichen Existenz. Die auf den ersten Blick vordergründige ästhetische Faszination, die ein hinterleuchtetes Diapositiv auf den Betrachter ausübt, verwickelt ihn bei einer weiteren Annäherung immer mehr in komplexe Auseinandersetzungen über die verschiedenen Realitäten unserer Gegenwart.

Die in Walls Arbeiten dargestellten Orte, Szenen oder Handlungen erscheinen von einem entfernten Standpunkt aus zunächst als Schnappschüsse oder zufällige Aufnahmen, geben sich aber bei genauerer Betrachtung als konstruierte und äußerst differenziert komponierte Bilder zu erkennen.

Menschen werden vom Künstler als Figuren in einen landschaftlichen, städtischen oder architektonisch-räumlichen Kontext einbezogen, so dass sie zu Akteuren einer Erzählung werden. Orte erhalten durch die Präsenz einer oder mehrerer Personen, ihren oft maskenhaft mimischen bis grotesken Habitus und ihre alltäglichen oder außergewöhnlichen Handlungen die Bedeutung von „Bildern kollektiver Erinnerung“.