Mit der Machtergreifung Hitlers 1933 begann ein neues, unrühmliches und schmerzliches Kapitel der deutschen Geschichte. Bis 1945 wurden Menschen gejagt, vertrieben und ermordet. Unter ihnen sind bekannte und heute zu Unrecht vergessene Künstler aller Sparten zu finden, die aufgrund ihrer modernen Ausdrucksformen, ethnischen Herkunft oder politischen Gesinnung nicht dem ästhetischen und ideologischen Bild des „deutschen“ Künstlers entsprachen.
Mithin waren sie unweigerlich von den Diffamierungskampagnen der Nationalsozialisten betroffen. Umgesetzt werden konnte all dies – staatlich legitimiert – mit Hilfe neuer Gesetze sowie der Bildung der Reichskulturkammer. Deren untergeordnete Kammern gewährleisteten schließlich, dass die Künste von nun an ausschließlich der staatlichen Reputation dienten.
Der einzigartige interdisziplinäre Ausstellungskatalog nähert sich Künstlern, die zwischen 1933 und 1945 verfolgt und deren Werke als „entartete Kunst“ diffamiert wurden. Unter ihnen finden sich bekannte Namen wie Otto Freundlich, Rudolf Belling, Anna Seghers und Lion Feuchtwanger sowie heute unbekanntere Künstler wie Carl Rabus, Valentin Nagel, Julius Graumann und Irmgard Keun. Mit der Thematisierung der dramatischen Situation polnischer Künstler während der Okkupationszeit wird die Ausstellung um einen bedeutenden Aspekt bereichert.
Dieser Einblick in die Komplexität der zerstörerischen Kulturpolitik der Nationalsozialisten in den Bereichen Bildende Kunst, Literatur und Musik ist ein erschütterndes Zeugnis von den größenwahnsinnigen Vorstellungen, die die Nationalsozialisten von der Welt und ihrer Kultur hatten. Sie zeigt zudem auf, welche katastrophalen Auswirkungen diese Auffassung für die Kultur beider Länder hatten.