Annals of the North ist ein Reader zu Whatever You Say, Say Nothing von Gilles Peress und dennoch ein ganz und gar eigenständiges Buch. Essays, Geschichten, Fotografien, Dokumente und Zeugenaussagen eröffnen den Leser*innen eine Vielzahl an Zugängen zu den komplizierten und widersprüchlichen Handlungssträngen des nordirischen Dramas, das sich auf bemerkenswert überschaubarer Bühne abspielt: Der Norden Irlands, geprägt von 800 Jahren Kolonialgeschichte, ist mit ca. 14.000 km2 halb so groß wie Belgien und die Bevölkerung entspricht einer Großstadt wie Hamburg oder Wien. Annals of the North untersucht den vielschichtigen Konflikt zwischen katholischen Irischen Republikanern/Nationalisten, Protestantischen Unionisten/Loyalisten und den in Nordirland stationierten britischen Truppen. Es geht um Kolonialismus, um Vergeltung und Verrat, um die dialektische Spannung zwischen gewöhnlichen Ereignissen des täglichen Lebens und intensiven, periodischen Ausbrüchen von Gewalt. Das Buch erfasst ein breites Spektrum des Konflikts und ist zugleich zutiefst persönlich, bedrückend und mitunter voller Humor, es ist faktisch, politisch und literarisch.