Jonathan Danko Kielkowski – Concordia | special ed.
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»Es gibt keine Katastrophe ohne eine Gestalt, ohne eine Vorstellung von dem, wie sie aussieht.« (J.Templer)
Der Schiffbruch der Costa Concordia liegt nun vier Jahre zurück, die Bilder des gekippten Luxusliners sind um die Welt gegangen, in der Summe kolportieren sie die Vorstellung eines gestrandeten Riesenwals. Dieser Untergang, der sich nahezu 100 Jahre nach dem der Titanic ereignet hat, wird vielfach als ein Menetekel für die europäische Krise gedeutet.
Die fotografische Erkundung des Wracks beginnt für Jonathan Kielkowski an einem Sonntagmorgen im August 2014; also zu einem Zeitpunkt, als die Schiffsruine zur Demontage des Interieurs bereits an einer Außenmole des Heimathafens in Genua vor Anker liegt. Er erreicht den Ort schwimmend, weder Zäune und Absperrungen noch Sicherheitspersonal verwehren den Zugang. Seine Exkursion endet auf der Kommandobrücke - dort, wo zum Zeitpunkt des Unglücks die fatalen Entscheidungen getroffen wurden.
Die meisterlichen Farbaufnahmen in diesem Künstlerbuch sind ein Narrativ staunenden Entsetzens und rufen Beklemmung hervor. Zahllose Flure, Treppen und Stege scheinen durch all jene Etagen des verwaisten Passagierschiffs zu führen. Dabei erweist sich das Schiffsinnere zunehmend als ein labyrinthisches System mit eigener Logik, dem es zu folgen gilt - trotz aller Verwüstungen und Räumungen bewahren die vorgefundenen Szenerien ein theatralisches Moment.