Fliegende Blätter
Die Sammlung der Einblattholzschnitte des 15. und 16. Jahrhunderts der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha
Erstmals wird die Sammlung der Einblattholzschnitte der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, die zu den größten aus der Reformationszeit zählt, vollständig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wissenschaftlich fundiert erschlossen sowie mit Transkriptionen aller Blätter ausgestattet, liegt mit diesem Bestandskatalog ein Referenzwerk in zwei prachtvollen Bänden vor, das mit einer Fülle unveröffentlichter Drucke den sehr guten Erhaltungszustand sowie die thematische Geschlossenheit dieses einmaligen Konvoluts dokumentiert.
Die Publikationswelle des 16. Jahrhunderts machte die Reformation zu einem Medienereignis. Druckerzeugnisse aller Art überholten die bisherigen Kommunikationsprozesse. Neben gedruckten Büchern und Flugschriften erreichten illustrierte Flugblätter als leicht erschwingliche Informationsmedien besonders erfolgreich ihre Öffentlichkeit. Namhafte Künstler wie Hans Sebald Beham, Lucas Cranach d.Ä., Lucas Cranach d.J., Albrecht Dürer, Michael Ostendorfer, Georg Pencz und Niklas Stör fertigten die Holzschnitte für diese Einblattdrucke, die das politische, religiöse und gesellschaftliche Geschehen ihrer Zeit thematisieren. Porträts von Protagonisten wie Luther und Melanchthon, Karl V. und Johann Friedrich dem Großmütigen, aber auch Fabeln und Sprichwörter sowie Berichte über Wunder und Himmelserscheinungen, Missbildungen, Katastrophen und Verbrechen fanden ihre Plattform in den Blättern.
Einen reichen Schatz reformationsgeprägter Druckgrafik bietet eine der größten deutschen Sammlungen von illustrierten Einblattdrucken im Schlossmuseum der Stiftung Schloss Friedenstein in Gotha, deren Anfänge in das 16. Jahrhundert zurückreichen. Einst als reine Gebrauchsgüter rezipiert, gilt der Gothaer Bestand von rund 700 aus den Jahren 1480 bis 1599 stammenden Flugblätter heute als einmalig. Er wird nun zum ersten Mal in seiner Gesamtheit publiziert.