„Die hier gezeigten 100 Abstract Pictures entstanden vor ungefähr fünf Jahren, als ich auf einer etwa 50 x 50 cm großen Glasplatte farbige Buntlacke auftrug, die sich von selbst oder durch meine Hilfe vermengten und zahllose flüchtige abstrakte Bilder hervorbrachten, die ich in Momentaufnahmen fotografisch festhielt.

Diesen Bilder stehen auf den Buchseiten jeweils Textformationen gegenüber, die ein Zufallsgenerator produzierte.“ Gerhard Richter

Die „100 Abstract Pictures“ existieren nicht. Richter nutzte als Malgrund für die gesamte Serie nur eine Glasplatte. Nachdem er das farbige Bild fotografiert hatte, wurde die Platte abgewaschen, um sie für das nächste Bild zu nutzen.

Für den Satz des durch einen Zufallsgenerator produzierten Manuskripts schuf Richter eine Schablone, die die Position der einzelnen Buchstaben sowie Zeilenlauf und Einzüge exakt vorgibt.

Er folgt beim Lauf des Buches einer klassischen Dramaturgie mit prachtvoller Farbigkeit zu Beginn, gefolgt von ruhigen Phasen und furiosen Schlußseiten.

Das matte Kunstdruckpapier vermittelt dem Leser durch die sich gegenüberstehenden lackierten Farbtafeln und rauhen Textseiten ein überraschend haptisches Erlebnis. „100 Abstract Pictures“ erinnert daran, dass das Genre der „Künstlerbücher“ seit „War Cut“ 2004 eine der wichtigsten Werkgruppen der letzten zwanzig Jahre des Malers Gerhard Richter ist.